Sonntag, 30. Dezember 2012

Rutenbau ist klein Hexenwerk!

Wenn ich am Wasser sitze, gibt es immer wieder Leute die sich voller Bewunderung meine Ruten anschauen. Sie kommen dann zu mir und fragen 'Was sind denn das für welche?' Wenn ich dann sage, dass es von mir Selbstgebaute sind, bekunden sie doch immer wieder wie viel Respekt sie mir zollen, dass ich so etwas kann. Klar ehrt mich dieser Respekt und ich bedanke mich, im gleichen Atemzug sage ich aber auch immer wieder das der Rutenbau kein Hexenwerk sei. Mit etwas Geschick und Übung kann sich jeder selbst seine Rute zusammenbauen.


Die Teile bekommt man ganz einfach in einem Rutenbaushop. Mittlerweile haben sehr viele Shopbesitzer auch eine Internetpräsenz, was es für jeden ermöglicht leicht an sein Material zu kommen. Das wichtigste ist zu Anfang, dass man sich überlegt wie und mit was für Materialien man seine Rute bauen möchte. Die Rutenlänge, Länge des Griffstücks, Rollenhalter, Ringanzahl und welche Ringe überhaupt sind die ersten Sachen, über die man sich im klaren sein sollte.
Ein Beispiel:
Ich möchte eine kurze Rute um die 2m bauen, mit der ich vom Boot vertikal auf Waller Angeln kann. Die erste Frage die ich mir stelle ist ob ich sie dann mit einer Multirolle fische oder doch eine Stationärrolle dran schauben möchte. In meinem Fall habe ich mich für zweiteres entschieden, damit ich auch Nachts mal schnell die Rute schnappen und gegebenenfalls nen Blinker rausschlenzen kann. Somit können wir auch schon die ungefähre Ringanzahl einschätzen. Bei 2m und stationärem Aufbau sind meist 5 bis 6 Ringe vollkommen ausreichend. Man sollte nie mehr Ringe als nötig verbauen, denn es verändert das Verhalten des Blanks. Bei einer Wallerrute wird die Veränderung nicht so stark zu bemerken sein, jedoch muss bei leichteren Spinnruten mehr darauf geachtet werden.


Durch den Umstand, dass die Rute später den ganzen Tag in der Hand gehalten wird, sollte der Bank nicht zu schwer sein. Deshalb schloss ich einen Glasfaserblank sofort aus. Er ist zwar fast unkaputtbar, mir jedoch auch viel zu schwer. Somit konnte es nur noch ein Kohlefaser- oder Gemischblank werden. Durch einen glücklichen Zufall bekam ich einen Blank in die Finger, der erstens eine sehr sensible Spitze aus Gemisch , aber auch ein bärenstarkes Rückgrad aus Kohlefaser besaß. Meiner Meinung nach perfekt für die aktive Livebait - Fischerei.
Dann kommen noch Ringe, Garn, Lack etc. dazu, aber man muss sich als Anfänger nicht unbedingt mit den ganzen Gedanken rumschlagen. Es gibt fertig zusammen gestellte Bausätze mit Bauanleitung und allem was man braucht. Dies ist gerade für den Anfang eine große Hilfe. Auch kann man einfach mal bei einem Rutenbauer anrufen und mit ihm über sein Vorhaben reden. Meist stehen sie einem mit ihrer Erfahrung zur Seite und wenn man dann die Teile auch noch über ihn bestellt, sucht er sie schon so zusammen das alles passt.


Dann kann das zusammenbauen beginnen. Als aller erstes ermittelt man von dem Blank den Overlap, auch Springpunkt genannt. Dieser Punkt ist die Stelle an dem sich der Blank am stärksten biegt. Der Springpunkt entsteht durch den Anfang und das Ende der Kohlefasermatte. Hier ist weniger Material und daher biegt sich der Blank hier stäker als an einer anderen Stelle. Daher kommt es auch öfters vor, dass ein Blank zwei Springpunkte hat. Für die Ermittlung des Springpunktes gibt es sehr viele Methoden. Mann sollte einfach die Variante benutzen, mit welcher man selbst am besten klar kommt und schnell den Springpunkt findet. Ich lege den Blank in meine linke Hand, die Spitze richtung Decke und das Ende auf dem Boden, und drücke mit der rechten Hand leicht gegen den Blank und mache eine rollende Bewegung zur Seite. Wenn man dies tut, merkt man schnell das an einem oder zwei bestimmten Punkten der Blank regelrecht in Position 'springt'. Ich markiere mir diese Stelle mit Tape und einem Stift für später. Bei Wallerruten ist die Ermittlung des Springpunktes von nicht allzu großer Bedeutung, da die Ruten doch sehr kräftig sind. Bei Spinnruten oder Fliegenruten spielt er jedoch eine große Rolle. Ich baue meine Ruten immer gegen den Springpunkt auf, dass heißt auf der gegenüberliegenden Seite. Somit hat man dann im Drill eine etwas kräfrigere Rute.


Jetzt kann man anfangen das Handteil mit Zweikomponenten Kleber zusammen zu bauen. Hier fängt man von unten her an, als erstes das untere Griffstück, Kork oder Duplon, auf dem Blank kleben. Ab besten geht das, wenn man den 2k Kleber auf dem Blank verteilt und mit drehbewegungen den Griff nach unten in Position schiebt. Am unteren Ende bildet sich jetzt eine Klebewulst die man sehr sorgfältig entfernen sollte. Kleberrückstände sehen später auf Duplon sehr unschön aus. Ist der Griff fest, beginnt man mit dem unterwickeln des Rollenhalters mit Malertape. Dies sollte auf ganzer Länge des Rollenhalters geschehen. Zwischen den einzelnen Rollen sollte man aber ein kleinen Spalt von 3-4mm lassen, damit sich der Kleber auch mit dem Blank verbinden kann. Nicht mit dem Kleber sparen, gerade nicht beim Rollenhalter, sonst löst er sich eventuell unter dem starken Kräften, welche bei einem Wallerdrill auf ihm lasten. Man schiebt den Rollenhalter auch wieder mit Drehbewegungen nach unten und richtet ihn, wie oben beschrieben, gegen den Springpunkt aus. Das ist jetzt sehr wichtig, denn wenn man da jetzt nicht sorgfältig arbeitet, passt entweder die Ausrichtung auf den Springpunkt nicht oder die Ringe sind nacher schief an der Rute. Jetzt wieder die Klebewulst entfernen und dann kann man den Vorgriff genau wie das Griffstück montieren. Vor dem weiter Arbeiten sollte man den Kleber gut aushärten lassen.


Nun kommt es zum Wickeln der Ringe. Zu allererst solle man sich die Ringe vorbereiten und die Ringstege anschleifen. Meist sind sie zwar schon angeschliffen, testet man aber auf dem Blank sieht man schnell das der Ring nicht glatt auf dem Blank liegt. Außerdem male ich meine Ringfüße nach dem Schleifen mit Edding schwarz an, damit sie später nicht durch die Wicklung schimmern. Ist das erledingt, sollte man den Blank mit Aceton o.ä. komplett entfetten, denn sonst kann sich der Lack nicht vernünftig mit dem Blank verbinden. Jetzt muss man die Ringe positionieren. Bei einem Bausatz sind meist schon fertige Angaben dazu gemacht oder der Rutenbauer hat eine Empfehlung beigelegt. Für die anderen gibt es aber auch eine sogenannte Umrechnungstabelle im Excel Format in der man Blanklänge, Grifflänge und Anzahl der Ringe eintragen kann und die Tabelle gibt einen Beringungsvorschlag aus. Gerade für Änfänger ist das sehr hilfreich. Zu bekommen ist diese Tabelle z.B. im Rutenbauforum, in dem aber auch viele Tips und Tricks zum Rutenbau erhältlich sind. Ein Besuch auf der Seite lohnt sich! http://rutenbauforum.de
Den Beringungsvorschlag übertrage ich erst einmal eins zu eins auf meinen Blank mit Schneiderkreide. Dann befestige ich die Ringe mit Malertape an den Positionen, fädel eine Schnur durch alle Ringe und teste die Aktion. Gefällt mir etwas nicht, veränder ich die Positionen von den Ringen noch ein wenig und teste noch mal. Wenn mir dann alles zusagt, lege ich die Rute auf meine Wickelbank und beginne mit der Unterwicklung. Gerade bei Wallerruten mache ich unter jedem Ring eine Unterwicklung um den Blank vor Beschädigungen durch den Drill zu schützen.Dann Klebe ich wieder alle Ringe mit Tape fest und schaue ob wirklich alle in einer Flucht sind. Sehr gut sehen kann man es auch, wenn man eine Rolle montiert.
Danach wickel ich einen Ring nach dem anderen fest und kontrolliere immer wieder die Flucht.


Nachdem alle Ringe fertig gewickelt sind geht es an das Lackieren. Hier sollte immer Zweikomponenten Lack verwendet werden, weil dieser hochwertiger ist und deutlich besser hält. Den Einsatz von Einkomponenten Lack würde ich nur zum punktuellen Reparieren von Ringen empfehlen, wobei ich auch hier immer 2K Lack verwende, weil ich ihn ja immer im Haus habe.
Der Lack wird meist im Verhältnis 1zu1 gut aber vorsichtig durchgemischt, damit keine Blasen entstehen. Blasen sind später nur sehr schwer aus dem dickflüssigen lack wieder raus zu bekommen, weshalb man besonders vorsichtig beim Mischen sein sollte. Nun wird der Lack zum Beispiel mit einem Pinsel unter drehbewegungen aufgetragen. Habe ich bei einem Ring den lack aufgetragen, führe ich vorsichtig die Flamme eines Feuerzeugs an der Wicklung entlang. Dadurch wird der lack etwas flüssiger und die Blasen verschwinden. Hier gilt aber größte Vorsicht, denn hält man die Flamme zu nah und lange an den Lack bekommt er schwarze Rußstellen oder fängt gar an zu brennen.
Beides sollte vermieden werden.

Ich habe mir einen Discokugelmotor an meine Wickelbank gebaut der den Bank immer gleichmäßig mit sechs Umdrehungen in der Minute drehen lässt. Man kann das auch von hand machen, muss den Blank dann jedoh so lange drehen bis der lack anzieht und er nichtmehr auf den Wicklungen verläuft. Ich lackiere immer zwei Schichten, die erste damit sich das Garn und zwischenräume mit dem Lack füllen können und die zweite Schicht für das Finish. Meist ist der lack am näcsten Tag schon hart, man sollte die Rute aber noch nicht voll belasten, da der Lack noch ein paar Tage benötigt um vollkommen auszuhärten.





Abschließend kann ich sagen das Rutenbau wirklich keine Hexerei ist, man aber definitv Übung darin braucht und das man mit jeder Rute immer besser wird. Ich hoffe ich konnte einen kurzen Einblick in das Thema Rutenbau geben und vielleicht auch jemanden dazu anregen, es mal selbst auszuprobieren!